Die Bindungstheorie nach Bowlby

Der englische Kinderpsychiater Dr. John Bowlby gilt als Begründer der Bindungstheorie.
Diese besagt, dass ein Kind auf Grund der Erfahrungen im Umgang mit Emotionen, die es im ersten Lebensjahr mit seiner Bezugsperson macht, auch zukünftige Beziehungen gestaltet.
Bowlby hat erforscht und wissenschaftlich bewiesen, dass das Herstellen- und Aufrecht erhalten von menschlichen Beziehungen, von emotional sicheren Bindungen, ein wesentliches Grundbedürfnis ist.
Er hat in den 70er-Jahren als Erster in diese Richtung mit dem Beziehungsverhalten von Kindern und ihren engsten Bezugspersonen, meistens den Müttern, gearbeitet und geforscht. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden seine Erkenntnisse des Bindungsverhaltens aus der Kindheit auf die Beziehungen von Erwachsenen umgelegt und weiterentwickelt.
Die Bindungstheorie nach Bowlby beschreibt das Bindungsverhalten in der Kindheit
Dr. Bowlby und die Psychologin Mary Ainsworth haben eine beeindruckende experimentelle Versuchsreihe gestartet und beobachtet, wie Kleinkinder reagieren, wenn sie für kurze Zeit die Trennung von ihrer Bezugsperson – also eine sehr starke Emotion – aushalten müssen.
Genauso gründlich haben sie die unterschiedlichen Verhaltensmuster der Kinder bei der Wiedervereinigung mit der geliebten Bezugsperson beobachtet und analysiert. Dabei konnten sie sich wiederholende Muster erkennen, die sie in vier verschiedene typische Bindungsmuster zusammengefasst haben.
Die Bindungstheorie nach Bowlby unterscheidet vier verschiedene typische Bindungsmuster:
Das sicher gebundene Kind hat gelernt, seine Bezugsperson als eine verlässliche Basis zu sehen, die Schutz bietet und es nicht im Stich lässt – einen sicheren Hafen. Kindliche Signale werden vom Erwachsenen prompt wahrgenommen, richtig interpretiert und es erfolgt eine angemessene Reaktion auf die kindlichen Bedürfnisse nach Nähe, Trost etc.
Kinder mit einem sicheren Bindungsmuster haben als Erwachsene meistens gute soziale und emotionale Kompetenzen entwickelt, sie können offen in die Welt gehen und mit Stresssituationen gut fertig werden.
Die unsicher-vermeidend gebundenen Kinder haben die Erfahrung gemacht, dass sie in bedrohlichen Situationen auf sich allein gestellt sind. Ihre Wünsche stoßen auf Ablehnung und es ist keine besondere Fürsorge der Bezugsperson zu erwarten – sie haben keinen Anspruch auf Liebe und Zuneigung.
Um diesem unangenehmen Gefühl einer Ablehnung zu entgehen versuchen diese Kinder von klein an und auch als Erwachsene, eine tiefgehende, emotionale Bindung möglichst zu vermeiden.
Bei dem unsicher-ambivalenten Bindungsmuster haben Kinder kein stabiles, feinfühliges Pflegeverhalten der Bezugsperson erfahren und sie können die Reaktionen der Bindungspersonen nicht einschätzen, sie ist mal so und mal ganz anders.
Denn diese reagieren manchmal verständnisvoll, aber viel öfter abweisend oder aggressiv. Das Kind muss also ständig herausfinden, in welcher Stimmung sich die Bezugsperson gerade befindet. Als Erwachsene werden sie sich in der Beziehung daher nie ganz sicher fühlen können und sich um Anerkennung von wichtigen Bezugspersonen bemühen.
Das unsicher-desorganisierte Bindungsverhalten wurde erst später definiert und betrifft die schwer vernachlässigten, traumatisierten Kinder, deren Bindungsperson gleichzeitig oft eine Bedrohung darstellt, wie in gewalttätigen Familien. Für erwachsene Beziehung kann das ein schwere Störung bedeuten.
Wie sich die Bindungstheorie nach Bowlby auf die spätere Partnerwahl auswirkt
Anhand dieser Bindungstheorie von Dr. Bowlby kann man zum Beispiel davon ausgehen, dass emotional unsicher gebundene Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder an Partner gelangen, die Nähe nicht zulassen können, da sie dieses Muster aus ihrer Kindheit gut kennen.
Das unsicher-vermeidende Kind wird als Erwachsener Beziehungen eingehen, in denen er Nähe und Intimität nicht zulässt. In Konfliktsituationen wird er schweigen und sich zurückziehen, denn er fühlt sich nicht wert, geliebt zu werden.
Das unsicher-ambivalent gebunden Kind wird oft zu einem Erwachsenen, der in der Partnerschaft eifersüchtig ist, kontrolliert und klammert weil er nie wirklich weiß, woran er ist.
Nur ein sicher-gebundenes Kind wird als Erwachsener stabile Bindungen zu Freunden und Lebensgefährten eingehen können, denn er kann vertrauen und Nähe zulassen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass auch Menschen ohne positive Bindungserfahrungen in einer emotional stabilen und liebevollen Paarbeziehung lernen können, eine Bindung herzustellen!
Eines ist ganz klar: aus starken Kindern werden starke Erwachsene, die eine positive Beziehungserfahrung ermöglichen!
Wie wichtig eine felsenfest-sichere Bindung zur Bezugsperson bereits im Säuglings- und Kleinkindalter ist und was du dafür tun kannst, findest du im Blogbeitrag von „Starke Kids“ sehr anschaulich beschrieben!
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Über die Autorin Angelika Erz
Als dipl. psych. Lebensberaterin begleite ich Paare und Einzelpersonen seit 2012 bei allen Themen rund um Liebe, Partnerschaft und Sexualität. Ich bin gerne deine vertrauensvolle Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, eine gute Lösung für dich und deine Paarbeziehung zu finden!
In meinem Liebesblog schreibe ich über Themen, die mich gerade beschäftigen und ich beantworte Fragen, die mir in der Beratung gestellt werden.

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