Verzeihen ist nicht gleich Versöhnen
Der Streit hatte harmlos angefangen: Sollen wir zu den (Schwieger)eltern fahren oder nicht?? Erst war es ein ruhiges Gespräch, dann wurde es plötzlich laut und irgendwann knallten die Türen.
„Jetzt habe ich endgültig genug“ schrie die Frau, schnappte sich das Kind und ging auf den Spielplatz. Der Mann verschwand wie so oft in seinem Arbeitsraum und tauchte erst zum Abendessen wieder auf.
„So läuft es bei Diskussionen immer ab“ erzählt mir das junge Paar, das vor mir in meinem Beratungsraum sitzt. Nach so einem Streit sind sie frustriert und reden eine Zeit lang nur das Nötigste miteinander.
Beide sind sichtlich betroffen, enttäuscht und gekränkt. Oft dauert es ein paar Tage oder sogar Wochen, bis sich die Wogen geglättet haben und Normalität einkehrt.
Diesmal ist es jedoch anders, das spüren sie beide. Deshalb haben sie sich für Hilfe an mich gewandt. Die Kränkungen der letzten Zeit waren einfach zu viele, zu oft, zu groß. Sie wollen so nicht weitermachen.
Jetzt stellen sie sich die Frage, ob die Beziehung noch Sinn macht. Vielleicht liegen die Missverständnisse ja nur an einer falschen Kommunikation?
Mit Leichtigkeit zur Konfliktlösung
„Sind wir wieder gut?“ sagen Kinder nach einem Streit. Dann setzen sie ihr Spiel fort, als wäre nichts passiert.
Diese Leichtigkeit im Umgang mit Konflikten scheint mit dem Erwachsenwerden verloren zu gehen. Ganz besonders, wenn sich bereits viele Zweifel und Groll angesammelt haben.
Bei Paaren gibt es oft Kränkungen, die sogar Jahre später hervorgekramt werden und ihre Beziehung auf eine harte Probe stellen können! Wieso gelingt keine echte Versöhnung, obwohl doch nach einem Streit alles besprochen und bereinigt wurde?
Das liegt meistens daran, dass es einen Unterschied gibt zwischen Verzeihen und Versöhnen, der vielen nicht bewusst ist.
Verzeihen ist nicht gleich Versöhnen
Verzeihen bedeutet, dass wir nicht länger an Rache oder Vergeltung denken. Beim Verzeihen gestehen wir dem anderen zu, dass ein Fehler gemacht wurde. Vielleicht gab es eine Entschuldigung oder Wiedergutmachung, die es möglich macht, dass wir großzügig reagieren und unsere Vorwürfe fallen lassen.
Das kann allerdings ein trügerischer Frieden sein, wenn der Konflikt zwar gelöst ist aber die Verbundenheit mit dem Partner nicht wieder hergestellt wurde!
Es fühlt sich an wie eine Wunde, die nicht ganz verheilt ist. Irgendwann bildet sich eine Kruste, eine Narbe. Die Verletzung dahinter und der Schmerz werden jedoch nie ganz vergessen. Es bleiben eine angespannte Situation und das Gefühl der Verunsicherung.
Dann kommen die Kränkungen immer wieder hoch und holen euch ein. Selbst wenn sie schon sehr lange zurück liegen.
Versöhnen bedeutet dagegen, dass beide die Kränkung aufarbeiten. Sie müssen sich ihre Angst und den Schmerz eingestehen und ihre Verletzlichkeit mit dem Partner teilen.
Nur wenn es gelingt, Verständnis, Mitgefühl, Empathie und Liebe zu empfinden für den Menschen, der einem am nächsten steht und dennoch so sehr verletzt hat, kann wieder das Gefühl der Verbundenheit entstehen.
Dann können sich beide emotional öffnen und sich gegenseitig ihr Herz ausschütten.
Im Vertrauen darauf, dass der andere Mensch, der Partner, der Geliebte, der beste Freund für dich da ist, wenn du ihn brauchst.
Schon ein kleines Fehlverhalten wirkt lange nach und kann alles zerstören
Nehmen wir an es gab einen kleinen Flirt, eine dumme Geschichte. Genau genommen gab es keinen richtigen Betrug. Vielleicht hast du dich von deinem Partner, deiner Partnerin dennoch betrogen gefühlt.
Ihr habt das ausführlich besprochen und du hast die Episode längst verziehen. Aber der Zweifel nagt weiterhin an dir!
Beim nächsten Anlass kommen alle negativen Emotionen, die Wut und Enttäuschung wieder hoch.
Diese starken Emotionen können durch Kleinigkeiten – vielleicht einen Satz, eine Gestik oder durch eine Meinungsverschiedenheit – jederzeit ausgelöst werden.
Besonders dann, wenn es dir gerade nicht gut geht und du dich wenig erfolgreich und attraktiv fühlst. Dann fühlst du dich völlig im Stich gelassen und du fragst dich: werde ich diesem Menschen je wieder vertrauen können?
Ohne Hilfe von außen kommen die meisten Paare aus diesem negativen Kreislauf von gegenseitigen Anschuldigungen, Streit, Eifersucht und Kontrolle nicht heraus!
Weil Ihnen oft nicht klar ist: Verzeihen ist nicht gleich Versöhnen.
Paarberatung hilft!
In der Beratung konnte ich dem Paar helfen, die wahre Ursache der ständigen Konflikte zu erkennen.
Nun arbeiten wir gemeinsam an der Versöhnung. Am Wiederaufbau des Vertrauens, damit Verbundenheit entstehen kann.
Dann fühlen sich beide geborgen und gehalten und frei vom alten Groll.
Die Beziehung wird zu einem sicheren Hafen und das Vertrauen wächst, gemeinsam alles zu schaffen.
Terminvereinbarung
Zur Unterstützung bei der Neuausrichtung helfe ich dir gerne – hier kannst du einen Termin für ein kostenloses Erstgespräch vereinbaren!
Bindungstheorie nach Bowlby
„Bist du da, wenn ich dich brauche“ ist die Kernbotschaft der sog. Bindungstheorie, die bereits mehrfach wissenschaftlich bewiesen wurde. Hier weiterlesen
Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) nach Dr. Sue Johnson
Aus der Bindungstheorie nach Bowlby heraus hat sich die Emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) nach Dr. Sue Johnson entwickelt. Hier weiterlesen
Welche die vier verschiedenen Beziehungstypen der Bindungstheorie sind und wie sich Erwachsene in einer Konfliktsituation typischerweise verhalten kannst du hier nachlesen Hier weiterlesen
Über die Autorin Angelika Erz
Als dipl. psych. Lebensberaterin begleite ich Paare und Einzelpersonen bei allen Themen rund um Liebe, Partnerschaft und Sexualität. Ich bin gerne deine vertrauensvolle Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, eine gute Lösung für dich und deine Paarbeziehung zu finden!
In meinem Blog schreibe ich über Themen, die mich gerade beschäftigen und ich beantworte Fragen, die mir in der Beratung gestellt werden.